Jeff Koons, ein streitbarer Tausendsassa

Kein Künstler beherrscht den schmalen Grat zwischen Kunst und Kitsch so  gut wie Jeff Koons. Die Inspiration für seine Werke findet er in  Alltags-Szenen oder der Werbewelt - und setzt sie oft mit ironischem  Augenzwinkern um. Als Ausdrucksmittel nutzt er nahezu alle Medien seiner Branche. Er fotografiert, malt, installiert und schafft Skulpturen aus  organischen oder synthetischen Materialien. Damit ist Koons zweifellos  der vielseitigste Vertreter der Kunst-Szene - und doch ist er vor allem  für EINE Art der Umsetzung bekannt...

Von Kind an Künstler

Das Künstlerleben des Neo-Pop-Artisten begann am 21. Januar 1955, dem Tag  seiner Geburt - denn Jeffrey L. Koons wusste schon sehr früh, was er  einmal werden will. Mit Unterstützung seines Vaters verkaufte er im  Alter von 11 Jahren sein erstes Bild. Später studierte er am "Maryland  Institute College of Art" und dem "School of the Art Institute" in  Chicago. Seit den späten 1970er-Jahren lebt und arbeitet Koons in New  York.

DAS Koons-Werk schlechthin

Obwohl sein Oevre so umfassend und vielseitig ist wie kaum ein zweites, wird der Name Jeff  Koons meist mit überdimensionalen Ballon-Tieren in Verbindung gebracht.  Diese Arbeiten datieren aus den 1990er-Jahren - einer Zeit, die von  bedeutenden gesellschaftlichen Umbrüchen und allgemeiner Lebensfreude  geprägt war. Luftballons, wie sie Koons als Vorbild für die berühmten  Skulpturen dienten, waren das perfekte Sinnbild für die allgegenwärtige  Party-Stimmung; allerdings auch genauso flüchtig.

Ironischerweise sind es aber genau diese scheinbar fragilen Figuren, die Koons  unsterblich machen werden. Ein Mitglied seiner Ballon-Tierfamilie wurde  für mehr als 90 Millionen US-Dollar versteigert und gehört damit zu den teuersten Kunstwerken überhaupt. Dass "Rabbit" seine Betrachter*innen  sicherlich noch lange erfreut, liegt AUCH an der perfekten Imitation des ursprünglichen Luftballon-Materials. Koons kopierte die optische  Wirkung von spiegelnder Folie auf polierten Stahl, der sämtlichen  Ballon-Tieren Gewicht und Beständigkeit verleiht. Auf der Art Basel in  Miami Beach stellte er bereits zahlreiche Werke aus. Die Metropole Miami erfreut sich außerdem über die Skulpturen "Seated Ballerina" und "Pluto and Proserpina" in Oceana Beachside Garden.

Weitere berühmte Arbeiten des Künstlers

Die berühmten Skulpturen sind jedoch nicht die einzigen Werke, mit denen  Jeff Koons Lifestyle und Konsum auf die Schippe nahm. Im Neo-Pop-Stil  verfremdet er auch Souvenirs, Spielzeug und Muster. Das macht Koons zum  gleichermaßen gefragten wie diskutierten Künstler. Ob ein riesiges  Geisha-Bild für die Wiener Staatsoper, ein "Art Car" für den  Automobil-Riesen BMW oder Jahrgangs-Etiketten für das Weingut "Château  Mouton-Rothschild": Koons' Arbeiten wecken Bewunderung und  Widerspruchsgeist, regen zum Nachdenken ein und münden nicht selten in  Diskussionen.

Auch der monumentale Blumenstrauß, den der Künstler 2019 am Pariser Petit Palais enthüllte, sorgte für hitzige Debatten.  Koons' Intension war, an die Opfer der islamistischen Anschläge vom 13.  November 2015 zu erinnern; die Reaktionen auf das bunte Tulpen-Gebinde  fielen jedoch sehr unterschiedlich aus. Während es die einen als zynisch empfanden, werteten andere es als gekonntes Symbol für die Freiheit. Aufmerksamkeit erregte es in jedem Fall - und die ist es, die Jeff  Koons' Werk am besten charakterisiert.